Plötzlich ist nichts mehr wie zuvor – im PCOS-Monat Juni

Plötzlich ist nichts mehr wie zuvor – im PCOS-Monat Juni

Fronleichnam 2019 fiel auf den 20. Juni. Wir hatten die 9. Etappe unserer PCOS-bewusstmach Tour von Feldkirch in Vorarlberg nach Wien fast beendet, als plötzlich und gänzlich unerwartet dieser Unfall passierte.

Plötzlich ist alles zu Ende

Ein Fahrzeuglenker aus der Gegend von St. Pölten erfasste mich und mein Rad als ich die Fahrbahn querte mit 70 Stundenkilometern, sodass die Pedale mit Fuss bis zur Kette zusammengedrückt wurde und ich mitsamt Rad nach dem Aufprall auf Motorhaube und Windschutzscheibe durch die Luft flog und am Strassenrand aufklatschte.

Kaum eigene Erinnerung

Meine Erinnerung daran stoppt mit dem Geräusch an der Pedale, dann umfing mich eine dunkle Wolke. Mein Mann hat mir später erzählt, was er gesehen hat. Liegend am Strassenrand war ich hellwach, habe auch alles mitbekommen, was mein Mann und der Fahrer, der glücklicherweise, wenn auch zitternd, ausgestiegen war besprachen. Rühren konnte ich mich nicht.

Angst und Verzweiflung

Und plötzlich stieg die Angst auf, dass ich nie wieder laufen werde können, denn meine Beine spürte ich nicht. Ich spürte gar nichts. Ich bemerkte Brennesseln unter mir, aber auch gegen die war ich immun. Kein Brennen, nichts. Langsam kamen Gedanken zurück. Die Tour ist vorbei, kurz vor Wien gescheitert, alles umsonst.

100.000 Frauen mit PCOS in Österreich

Kein Empfang am Heldenplatz, keine Übergabe unserer Forderungen für 100.000 Frauen mit PCOS in Österreich, für schnellere Diagnostik, bessere Behandlung und Schluss mit Stigmatisierung. Nur weil die Frauen meist übergewichtig und behaart sind, oder Akne oder Haarausfall haben. Und keine Kinder bekommen können oder dies meist nur mit viel Mühsal und Technik.

Alles umsonst für die Frauen, für die wir uns einsetzen wollen

Ein Jahr Vorbereitung für die Katz, 1000 km umsonst geradelt, kein Baden am See unserer vorletzten Campingstelle, die uns den Stellplatz sogar gesponsert haben. Die Verzweiflung trieb mir plötzlich die Tränen in die Augen. Aber ich musste sie zurückdrängen und stark sein, ruhig bleiben. Es änderte nichts an der Situation.

Während die Männer noch diskutierten, welche Notfallnummer die richtige sei, hätte ich mich gern eingemischt und geholfen. Aber so sehr ich mich bemühte, es kam kein Ton aus mir heraus. Das liess mich wieder verzweifeln. Plötzlich verliess mich jegliche Kraft.

Plötzlich war er da – der Schmerz im Bein

Erst als ein Wagen hielt und eine Ärztin ausstieg, die sofort die Lage übersah und Anweisungen gab, fühlte ich, wie plötzlich ein Schmerz meinen Körper durchfuhr und signalisierte, dass da noch Leben in mir war. Sie tastete mich ab, fragte mich, ich konnte antworten, Der Blutdruck war normal. Sie legte blitzschnell einen Zugang, hängte einen Tropf an, sorgte für Schatten, da ich in der prallen Sonne lag. Und dann untersuchte sie meine Beine. Sie reagierten. Das eine so heftig, dass ich mich beinahe übergeben hätte, das andere normal.

Hoffnung – Alles wird gut

Danach war mir alles egal. Kein Bruch, kein Verdacht auf innere Verletzungen, kein offensichtliches Schädel-Hirn Trauma. Glück gehabt. Nichts, was nicht wieder heilen könnte und für den Rest, Schmerzmittel und irgendwas, was mich zum schweben brachte – bis ich im Notfallfahrzeug durch die Strassen gerumpelt wurde. Aber das zeigte mit jeder Bodenwelle nur, dass ich soweit okay war.

PCOS-Tour 2021

Ja, nun haben wir den 20. Juni 2020 und wir planen die PCOS-Tour 2021. “Never give up” sagen meine Patientinnen, die jahrelang kämpfen und “Never lose hope”.

Fuss als letzte Erinnerung

Physiotherapie ist das einzige, was noch an den Unfall erinnert. Und wie letzte Woche, als wir die erste knapp 400 km Tour in zwei Tagen machten, dass an beiden Tagen jeweils nach 90 Kilometern der damals zerdrückte Fuss begann zu brennen und zu schmerzen. Ja, da muss ich wohl noch etwas Geduld aufbringen oder immer einen kühlen Brunnen finden, in den ich meinen Fuss tauchen kann.

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