Heranwachsende brauchen andere Kriterien als Erwachsene bei PCOS

Während der Adoleszenz, also der Zeit des Erwachsenwerdens,  ist es eine Herausforderung PCOS zu diagnostizieren. Denn diagnostische Kriterien für Erwachsene sind schwer auf Heranwachsende anzuwenden. Besonders wenn es um Ultraschalldaten geht, die mit “erwachsenem” Status erhoben werden.

Ultraschall oder Rotterdam Kriterien bei PCOS?

Die retrospektive Studie von Fitzgerald, Shannon Lee et al. auf die ich mich hier beziehe, hatte zum Ziel folgende Charakteristiken bei mit PCOS diagnostizierten Heranwachsenden zu erheben. Nämlich die, die einen Ultraschall gemacht hatten mit denen ohne Ultraschalluntersuchung zu vergleichen. Und zwar auf klinischer, metabolischer und hormoneller Ebene. All das basierend auf den Rotterdam Kriterien.

Die Datenerhebung und -auswertung von 242 Frauen (TN) mit unregelmässigen Zyklen (UZ, Menstruation), Hirsutismus oder Hyperandrogenämie (HA) erfolgte in einer speziellen Klinik. Und zwar im Zeitraum vom Juni 2012 bis Juni 2016 im Rahmen eines Projekts zur Qualitätsverbesserung. Die Einschlusskriterien für die Studie umfassten, Alter 13-25 Jahre, diagnostiziertem PCOS und Labortests.

Gemäss dieser Kriterien konnten 176 Frauen daraufhin in die Studie aufgenommen werden. Und wurden in drei Gruppen eingeteilt:

In der ersten Gruppe waren 148 Frauen mit klinischem oder biochemischem Hyperandrogenismus sowie unregelmässigen Zyklen (HA/UZ)

Gruppe 2 mit 10 Frauen wiesen Hyperandrogenismus und morphologisch identifizierbare Ovarien (PCOM) mittels Ultraschall (HA/PCOM) auf.

Und die 3. Gruppe mit 18 Frauen litt unter unregelmässigem Zyklus sowie PCOM (UZ/PCOM)

Die Daten umfassten klinische Charakteristika wie folgt: Alter (bei Studienstart und bei Beginn Menarche) BMI, Blutdruck, Akne Score (0-5), Ferriman-Gallewey (FG) Score (0-36), Hormonlevel von FSH, LH, Prolactin, TSH, Gesamt-Testosteron, Freies Testosteron, DHEAS und 17-Hydroxyprogesteron.

Ebenso wurden Daten zum Stoffwechsel erhoben, wie: Cholesterin und HDL bei risikoarmen Teilnehmerinnen und HbA1c und Cholesterin, HDL, LDL, Triglyzeride, Insulin und Glukose bei TN mit höherem Risiko (BMI>30 kg/m2 und/oder familiär auftretendem Typ II Diabetes). Für die statistische Auswertung wurde der Wilcoxon Test angewendet.

BMI ähnlich – signifikante Unterschiede bei Akne, Testosteron und HbA1c

Ergebnis. Mittleres Alter war 16. Erste Regel median mit 12 Jahren. Mittlerer BMI 28.9 und über alle Teilnehmenden ziemlich einheitlich. Signifikante Unterschiede wurden median beim Akne score, beim Gesamttestosteron und freiem Testosteron gefunden. Auch beim HBA1c wurden signifikante Unterschiede in den Gruppen HA/UZ zu UZ/PCOM gefunden.

Marginal signifikante Unterschiede wiesen die Gruppen HA/PCOM zu HA /UZ auf.

Zwei von drei Rotterdam Kriterien ausreichend

Zusammenfassung. Die Mehrheit der Teilnehmenden (84%) zeigte keine Anforderung für vaginalen Ultraschall aufgrund des Vorliegens von zwei der drei Rotterdam Kriterien. Erwartungsgemäss waren Akne und Ferriman Gallwey Scores sowie Testosteronkonzentrationen bei Frauen mit Hyperandrogenismus erhöht.

Zusätzlich wies diese Gruppe auch signifikant höhere HbA1c Werte auf. Und sie tendierte zu höheren BMI-Werten. Vermutet werden kann für diese Gruppe daher auch ein höheres Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen. Fitzgerald et al. folgern aus den Ergebnissen, dass weitere Langzeitstudien diesbezüglich durchgeführt werden müssten.

Forschung und Langzeitstudien dringend erforderlich

Aus meiner Sicht und Erfahrung: Langzeitstudien, die belegen, dass metabolische Risikofaktoren Herz-Kreislauf bezogene Probleme verursachen, gibt es in ausreichender Menge. Die Frauen mit PCOS brauchen Erkenntnisse zu den Ursachen dieser Erkrankung. Ebenso brauchen sie geeignete und früh anwendbare Diagnostik. Und sie brauchen bezahlbare, wirkungsvolle Behandlungsoptionen. Hierfür sollten, nein müssen Forschungsgelder in die Hand genommen werden.

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